Inner Circle

Über diese Serie

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Inner Circle 3, 50x80 cm, Öl auf Leinwand, 2020

Diese Serie handelt von der Zeit, in der die Natur sich anscheinend wehrt gegen eine gewisse Gier der Menschenheit nach Unbegrenztheit. Der Corona-Virus hält uns an und bringt uns zum Nachdenken.

 

Eine bestimmte Distanz um Menschen herum – zieht einen Kreis.

 

Nach meiner Lichtinstallation "every breath you take" Anfang 2020 habe ich angefangen wieder Bilder mit Öl auf Leinwand zu malen. Meine vorherige Neugier mit kleinen Glaskugeln zu arbeiten, findet sich hier auch wieder, allerdings sind die dreidimensionalen Kugeln zu Kreisen geworden. Mit der transpararenten Malweise lassen sie den Untergrund  durchscheinen und scheinen daher in einem schwebenden Zustand eine gewiesse Leichtigkeit zu verströmen.

 

Als ich im März 2020 die ersten Auswirkungen des Lockdowns erlebte wurde mir klar, dass dies auch ein historischer Moment ist, den ich für mich in meiner Kunst erforschen möchte.
Zu der Zeit präsentierte ich gerade eine Licht-installation: „Every breath you take“ auf der Luminale, die genau einen Abend ging... Es war eine Arbeit, die eigentlich unsere Beziehungen zu Bäumen als Thema hatte. Im Mittelpunkt stand die Struktur und Funktion unserer Lunge als Erinnerung wer wir sind und woher wir kommen.. Zeit zum Nachdenken, was nötig ist und was wir vermissen werden, ein Innerer Kreis begann für viele sich unaufhörlich zu drehen. Inner Circle nannte ich nun die Reihe und weitere Bilder folgten.

INNER CIRCLE
Später, auf einem Fahrradausflug, beobachtete ich Baumstrukturen und in den Wipfeln der Bäume sah ich Misteln die an deren Lebenssaft hängen und es ansaugen. Da beschloss ich, eine Reihe an Malereien anzufangen die diese Analogie zeigen. Ich machte verschiedene Fotos von Stadt- Natursituationen und Menschen, die sich ganz bewusst in die Natur begeben aber den Abstand halten, eine ganz neue Erfahrung für uns alle.
Es gingen mir viele Fragen durch den Kopf: Was macht das mit uns? Ist Besinnung eine Vorsicht der Natur, das wir es nicht zuweit zu treiben? Unser Glaube an die Beherschbarkeit von Technik verunsichert ein kleiner Virus, der nicht jeden extrem erkranken lässt aber dennoch wird man selbst, auch ohne es zu merken, zum Verbreiter dieses Virus. Flugbewegungen über den ganzen Planeten helfen enorm zur Verbreitung, obwohl da doch die Freiheit grenzenlos erschien. Berührungen des Gegenüber werden als Angriff interpretiert, Aufforderungen zum Abstandhalten empfinden wir zwar als Pflicht aber es greift unsere positive Wahrnehmung zum Menschsein an. Ich sah auf einmal überall abgestorbene Bäume, die wie Mahnmale mir gegenübertraten oder mächtige alte Baume, die schon Jahrhunderte dort stehen... Stand die alte Eiche dort schon als die Pest hier wütete?


Öffentliche Kultur-Veranstaltungen boten mir weitere Motive, Menschen ließen sich auf dem Rasen in aufgemalten Kreisen nieder. Dazwischen eine Gauklerin mit zwei Leuchtbällen... mein Malerherz freute sich über soviel Überfluss an Motiven. Das Alleinsein unter Menschen, sich zu distanzieren, als Waffe gegen einen fast unsichtbaren Feind, dies bestimmt nun die Bilderreihe. Ich hoffe das mein künstlerischer Beitrag von dieser schwierigen Zeit zeugen kann.

 

 

 

vom baum lernen
der jeden tag neu
sommers und winters
nichts erklärt
niemanden überzeugt
nichts herstellt

einmal werden die bäume
die lehrer sein
das wasser
wird trinkbar
und das lob so leise
wie der wind an einem septembermorgen

Dorothee Sölle